Verbindung schaffen

Gemeinsame Erlebnisse haben wir mit unserem Baby nur wenige: In der Schwangerschaft und bei der Geburt. Vielleicht noch ein Stückchen Lebensweg nach der Geburt. Wir können kaum zurückgreifen auf gemeinsame und unbeschwerte Zeiten. Wir haben auch meist kein grosses Umfeld, das unser Baby kennenlernen durfte. Das ist schwierig, weil wir all die Liebe und den Schmerz alleine tragen oder nur mit Wenigen teilen können. Und doch hat unser Kleines einen wichtigen Platz in unserem Leben und gehört zur Familie dazu. Hier eine Verbindung zu schaffen kann sehr hilfreich sein, um den eigenen Lebensweg weiter zu gehen.

Kurz nach der Geburt konnten wir noch ein kurzes und leider begrenztes Zeitfenster gemeinsam mit unserem Kind verbringen, wo wir unser Kind kennenlernen und verabschieden durften. Möglicherweise haben wir damals einige Bilder oder Abdrücke von Füssen und Händen gemacht oder machen lassen. Wir haben Erinnerungen an ein ausgewähltes Plüschtier oder an das Käppchen, das es getragen hat…

Dies sind besonders wertvolle Erinnerungsschätze für uns, da dies das Handfesteste ist, was wir weiter mit uns tragen können. Es ist aber auch in der Folge noch möglich, weitere Erinnerungen und Rituale zu schaffen, die unsere Liebe zu unserem verstorbenen Kind weiterleben lässt.

Manche haben einen Gedenktisch oder eine Gedenkecke zu Hause. Oder wir zünden beim gemeinsamem Essen eine Kerze an, wobei beim Anzünden und Auspusten besonders fest an das Kind gedacht wird. Vielleicht hängt zwischen den Bildern von anderen Familienmitgliedern nun auch ein Bild vom verstorbenen Kind. Oder ein spezifisches Lied oder ein besonderer Ort erinnern uns an unser Kind.

Einigen Betroffenen kann es beispielsweise auch helfen, sich beim Erinnern an das Kind ein unsichtbares Band vorzustellen, welchem ein bestimmter Farbton oder eine bestimmte Beschaffenheit zugeteilt werden kann. Die Vorstellung eines solchen Bandes zwischen einem selbst und dem Kind kann helfen, eine Verbindung herzustellen und weiter aufrechtzuerhalten. Die gewählte Farbe kann so auch an neuer Bedeutung gewinnen. Auch wenn der Schmerz mit der Zeit etwas nachgelassen hat, kann diese Vorstellung helfen, die Verbundenheit zu spüren oder diese in einem bestimmten Moment bewusst aufzunehmen.

Menschen sind ganz verschieden und jede/r Betroffene wird eigene Ideen und Rituale schaffen. Manche Mütter und Väter berichten, dass sie auch viele Jahre später noch an solchen Ritualen festhalten. Insbesondere auch um diese mit ihren lebenden Kindern und Folgekindern zu teilen. Manche Paare erleben auch, dass jemand ein Ritual pflegt, das dem anderen nicht zusagt. Das ist in Ordnung. Ebenso ist es in Ordnung, wenn Rituale irgendwann losgelassen werden. Es gibt keine Regeln und keinen richtigen oder falschen Umgang mit Ritualen.

Rituale können helfen, eine Verbindung zum Kind zu schaffen und die Liebe zum Kind auszudrücken und zu spüren. Das ist wertvoll und wunderschön.