Es ist okay, wenn du traurig bist – ein Trauerjournal

Autorin: Megan Devine (2021). Verlag: mvg.

 
 
 

Sprache: Deutsch (übersetzt von Martin Bauer). Taschenbuch: 208 Seiten.
ISBN: 978-3-7474-0325-9


Die Autorin und Trauerbegleiterin Megan Devine stellte letztes Jahr ein Trauertagebuch zusammen, das auf ihrem Buch Es ist okay, wenn du traurig bist (erschienen 2018, ebenfalls im mvg Verlag) basiert.

Das Journal vereint gekürzte Erklärungen aus ihrem früheren Buch mit praktischen Übungen, wobei letztere den Hauptteil ausmachen. Sie reichen vom Lokalisieren der Trauer im Körper über das Erforschen unterschiedlicher Aussenperspektiven oder dem Personifizieren der Trauer bis hin zu freien Schreibübungen, zum Beispiel zur Wut «Natürlich bist du…». Devine ermutigt auch dazu, Collagen zu unterschiedlichen Themen zu erstellen oder Helfer zu ersinnen, ganz nach dem Geschmack und den Bedürfnissen der trauernden Person. Mit diesen imaginären Helfern kann man sich anschliessend fragen, welche realen Angehörigen und Freunde denn wie unterstützen sollen und können.

Megan Devines Anregungen begleiten durch die verschiedenen Phasen der Trauer und sie teilt die Übungen in drei Kapitel: «Anfang», «(Eine Art) Abenteuer» und «Rückkehr». Diese grobe Einteilung ergibt Sinn, denn die «Alltagsprobleme» der ersten Wochen nach dem Verlust unterscheiden sich von den Herausforderungen, denen die Trauernden sich Monate später stellen müssen. Losgehen kann die einfühlsame Reise mit diesem Journal früh nach dem Verlust, denn bereits in dieser Anfangsphase hilft Megan Devine uns zu verstehen, wie sehr Trauer sich auch körperlich manifestiert. Es gelingt ihr auch, die unglaubliche Breite der «normalen» Reaktionen aufzuzeigen und so die Trauernden in ihrem Weg zu stärken.

Die ansprechenden Illustrationen von Naya Ismael tragen bedeutend dazu bei, dass der Leser sich angeregt fühlt, das Journal aktiv mitzugestalten, zu schreiben, Listen zu erstellen, zu kleben und zu malen. Die Eingeladenen, das sind grundsätzlich alle Trauernden, nicht nur Eltern, die ein Kind früh gehen lassen mussten. Nicht jede Aufgabe mag einem ansprechen oder nützlich erscheinen, und manchmal braucht es Überwindung, sich zu öffnen und Neues auszuprobieren. Jeder Weg und jedes Tempo durch die Trauer und durch das Buch darf sein. Die Textpassagen sind dicht und kurz, die Erklärungen dienen dem Einordnen und Verstehen des Erlebten. In erster Linie ist für die Arbeit mit der eigenen Trauer Platz. Für so viel Arbeit, wie eben gerade geht.

Wer bereit ist, sich aktiv mit der eigenen Trauer zu beschäftigen, der findet eine verständnisvolle und hilfreiche Hülle für die eigenen Gedanken, Gefühle und kreativen Auseinandersetzungen.

Einen Einblick ins Buch gewährt die Leseprobe (zuletzt besucht am 25. Januar 2023). Zu bestellen beim Verlag direkt oder im Buchhandel.