Berufseinstieg

Die Rückkehr an unseren Arbeitsplatz kann für uns eine grosse Herausforderung darstellen. Den Druck machen wir uns oft auch selber. Oder er entsteht im Unwissen, was von unserem Vorgesetzten erwartet werden kann.

Wir sollten uns bewusst sein, dass wir Zeit brauchen. Überlegen wir uns, was uns im Moment gut tut. Alleine sein? Sich ablenken und gedanklich auf etwas anderes konzentrieren? Was kann unser Beruf uns geben? Was fordert er ein? Ist er eine willkommene Ablenkung, Bereicherung oder überfordert uns der Gedanke an die Arbeit bereits? Sich diese Fragen bewusst zu stellen, kann helfen, um vorerst mal für sich herauszufinden, ob wir schon bereit sind, uns mit dem Thema Berufseinstieg auseinander zu setzen. Unabhängig vom Beruf und der Beziehung zur Arbeit lohnt es sich, genug früh mit dem Arbeitgeber oder der Arbeitgeberin in Kontakt zu treten. Wir sollten dies tun, um uns Druck abzunehmen. Es gibt Orientierung, was verlangt wird und was nicht. Wenn der Druck gross ist, zeigen wir, dass wir Zeit brauchen. Wenn wir Unterstützung erfahren dürfen, uns Zeit gegeben wird, können wir aufatmen.

Für den Arbeitgeber, die Arbeitgeberin ist es wichtig, zu wissen, mit was und mit wem sie rechnen dürfen. Wenn wir Zeit brauchen, sollten wir genug früh darüber informieren, dass wir uns vorerst noch krankmelden. Es ist legitim und gut, wenn wir uns die Zeit nehmen, um die Trauer und das traumatische Ereignis zu verarbeiten. Alles andere wäre unverantwortlich uns selber gegenüber.

Es kann auch sein, dass wir uns sagen, dass wir es versuchen wollen. Wir den Wiedereinstieg wagen wollen, da wir es als positiv einschätzen, dass wir einen Schritt zurück ins «alte Leben» machen. Die einen früher als der Mutterschutz dauern würde, andere direkt nach dem Mutterschutz, wieder andere brauchen mehr Zeit. Alles ist gut, solange es uns gut tut.

Beim Vater des verstorbenen Kindes kommt die Frage viel früher auf. Auch er darf und soll sich die Option nehmen, sich krankschreiben zu lassen, damit er Zeit bekommt, sich zu ordnen und zu trauern. Es ist wichtig, dass auch er sich überlegt, was ihm gut tut. Versuchen wir, uns so gut wie möglich auch als Paar abzusprechen. Brauchen wir mehr Zeit für einander? Ist es in Ordnung, wenn der eine oder die andere arbeiten geht? Hält die andere Person es aus? Wir sollten versuchen, einen Konsens zu finden. Es geht nicht darum, dass der eine oder andere wochenlang über seine eigenen Bedürfnisse hinweg schaut, um es dem anderen recht zu machen. Die eigenen Bedürfnisse sollten berücksichtigt und sollten ausgetauscht werden.

Wir können versuchen, unseren Arbeitgeber, unsere Arbeitgeberin ins Boot zu holen, indem wir transparent sind. Wenn wir wissen, was wir brauchen, was uns gut tut, kann uns dies helfen, entsprechend zu kommunizieren und das zu bekommen, was wir brauchen, um den Wiedereinstieg positiv zu gestalten.

Wenn wir uns entschieden haben, die Arbeit wieder aufzunehmen, sollten wir uns bewusst sein, dass wir, wenn wir in einem Team arbeiten, auf das Geschehene angesprochen werden. Oder aber eben nicht und es zu unangenehmen Begegnungen/Situationen kommen kann. Wir haben gute Erfahrungen gemacht, wenn vor dem ersten Arbeitstag ein Mail verfasst wird, wo wir unsere Bedürfnisse und unser Befinden offen kundtun.

Es braucht Kraft, dem Gegenüber «die Hand zu reichen», damit wir selber richtig verstanden werden. Unsere Gesellschaft ist leider rasch überfordert mit Menschen wie uns.

Wenn die Vorstellung des Wiedereinstieges eher schwer ist, Sie aber dennoch wieder die Arbeit aufnehmen, ist es lohnenswert, eine Teilkrankschreibung zu beantragen. So können wir uns langsam an die Arbeitssituation gewöhnen und dennoch auch unserer Trauer Raum geben. Gerade im ersten Jahr gehen Emotionen auf und ab. Schnell kann uns etwas zu viel sein, was uns vorher leicht gefallen ist. Da sind auch die Verantwortlichen bei der Arbeit froh, wenn vorgängig besprochen worden ist, wie der Wiedereinstieg gestaltet werden kann. In der Regel ist es einfacher, die Arbeit Schritt für Schritt aufzunehmen, als wenn man voll einsteigt und dann spürt, dass es zu viel ist. Sich da wieder herauszunehmen kann für alle Beteiligten schwierig sein und schneller zu Differenzen führen.

Doch machen wir auch die Erfahrung, dass uns die Arbeit wieder etwas Struktur gibt. Sie kann uns den Fokus auf das «andere Leben» zurück geben und dies tut gut. Wir können neue Energien spüren und anderen Gedanken nachgehen, da wir uns nicht immer auf uns selber konzentrieren.


Was uns helfen kann:

  • Schreiben Sie auf, was Ihnen im Moment gut tut und was nicht — stellen Sie sich dann die Frage, ob der Wiedereinstieg in den Beruf dazu passt.

  • Suchen Sie frühzeitig und unverbindlich das Gespräch mit Ihren Vorgesetzten. Dies kann unnötige Gedanken oder Druck wegnehmen.

  • Bleiben Sie in Kontakt mit Ihrer Vertrauensärztin/Hebamme/Trauerbegleiterin. Diese werden Sie unterstützen.

  • Die Vertrauensärztin, der Arzt kann Sie krankschreiben. Dafür lohnt es sich, transparent zu sein. Möglicherweise wird ein psychiatrisches Gutachten nötig, falls die Krankschreibung länger anhält (Krankentaggeldversicherung).

  • Versuchen Sie offen zu sein gegenüber den Mitarbeitenden, es hilft, unerwünschte Situationen zu umgehen.

 

Unsere Artikel zum Thema Arbeitsumfeld